2.Etappe Udine – Grado

Am nächsten Morgen – nach einem ausgiebigen guten Frühstück im Hotel – drehe ich noch eine eine gemütliche Runde durch Udine und erkundige mich im Tourismusbüro nach dem Weiterweg, da der CAAR (Ciclovia Alpe Adria Radweg) von Udine nach Palmanova noch nicht offiziell weitergeht. Die beiden Damen im Büro sind fast zerknirscht, dass noch kein fertiger Radweg existiert, geben mir aber gute Tipps und Kartenmaterial für die Weiterfahrt (es gibt leider für diesen Teil von Italien auch keine 1:25.000 Tabacco-Karte, nur die Strassenkarte 1:150.000).

Udine ist eine Stadt mit viel Grün und wie das gesamte Friaul mit vielen Wasserkanälen durchzogen. Dank der Tipps vom Tourismusbüro finde ich auch gut aus der Stadt hinaus zur Weiterfahrt nach Palmanova.

Vorerst geht es über Cussignacco und verkehrsarme Nebenstraßen weiter. Es hat bereits 38 Grad im Schatten und mein Wasserverbrauch ist beträchtlich. Leider gibt es in den kleinen Dörfern keine Lebensmittelgeschäfte mehr, so besorge ich meinen Trinknachschub in Pizzerias, Bars oder Tankstellen. Mein „Spritverbrauch“ übersteigt den meines Autos, ich verbrauche rund 4 l Wasser für 50 km, aber es ist wesentlich billiger als Benzin :-)! Und ich freue mich über jede schattige Allee, die es zwar selten, aber doch immer wieder mal gibt.

Oft geht es aber in der prallen Sonne dahin, zum Glück kühlt der Fahrtwind angenehm, erst wenn ich zum Fotografieren oder Trinken stehenbleibe, merke ich ich, wie heiss es wirklich ist.

einsame Kapelle bei San Stefano Udinese

einsame Kapelle bei San Stefano Udinese

Stadttor von PalmanovaDas letzte Stück bis Palmanova ist wieder eine Fürchtstrecke, weil ich auf der Hauptstraße fahren muss. Ich strample so schnell ich kann, um es hinter mich zu bringen, da würde ich mir einen 3. funktionierenden Gang mit längerer Übersetzung wünschen ;)! Aber schließlich erreiche ich das Stadttor von Palmanova (rund 20 km von Udine entfernt). Palmanova wurde als Militärstützpunkt im 16. Jahrhundert als Idealstadttypus mit radialem Straßennetz geplant und auch umgesetzt. Besondere Merkmale waren relativ breite regelmäßige Straßen, die dazu dienten, die Soldaten aus dem Zentrum (Exerzierplatz) auf schnellstem Wege an die Verteidigungsanlagen (Stadtmauer) zu befördern.

Im Zentrum wohnten die befehlshabenden Offiziere und drumherum die Liniensoldaten, entlang der Befestigung die Söldner.Die äußeren drei Festungsringe wurden von innen nach außen angelegt und bilden ein regelmäßiges Neuneck bzw. einen neunzackigen Stern. Die Stadt sollte zum wichtigsten Landstützpunkt der Venezianer überhaupt ausgebaut werden – ein Plan, der misslang. Von dieser Absicht zeugt heute nur noch der fast runde riesenhafte Hauptplatz, der für die Kleinstadt völlig überdimensioniert ist.

Ab Palmanova ist der Radweg bis Grado (es sind noch etwas über 30 km bis dorthin) wieder durchgehend ausgebaut, aber ich lasse mich prompt von einem Schild in die Irre leiten und lande mal wieder mitten in der Pampa :-)…


Also wieder zurück und diesmal find ich den richtigen Weg. Dann gibt es eine kurze Rast im Schatten und einen energiespendenden Fruchtriegel als Belohnung :-).

Bald erreiche ich das hübsche Dörfchen Strassoldo mit seinem Castello. (Ein Teil des Castello wird heute als Pension mit Zimmervermietung geführt).

Hier bemerke ich, dass sich die eine Befestigungslasche aus Hartplastik, mit dem die Packtasche in den Gepäckträger am Fahrrad eingehängt wird, verabschiedet (na, toll!) und bastle mir ein Provisorium aus Klettband. Es hält!

Bei Cervignano ist der Radweg fast luxuriös ausgebaut und führt wieder mal idyllisch an Kanälen entlang. Leider dauert die Freude nicht lange an ;-).
Nach Cervignano wirds mühsam. Zum ersten Mal habe ich unangenehmen Gegenwind und der schnurgerade, gekieste, spannungslose Weg bis Aquilea zieht sich endlos. Echt fad!

Aquilea lass ich links bzw. rechts liegen, ist mir viel zu heiss in der prallen Sonne, ich will jetzt endlich ans Meer.Aber es dauert noch eine Weile, bis ich endlich die Lagune erreiche. Und dann nimmt der Gegenwind noch zu, so dass ich die letzten 7km über die Lagunenbrücke bis zur Halbinsel von Grado das Gefühl habe, überhaupt nicht vom Fleck zu kommen und auf der Stelle zu treten.

Um fünf Uhr Nachmittags erreiche ich endlich Grado und mache mich auf Hotelsuche. Die Damen im Fremdenverkehrsamt wollen mich sofort für Facebook fotografieren, weil ich den Ciclovia-Radweg gefahren bin, aber ich weigere mich entsetzt (verstaubt und verschwitzt wie ich bin :-)).

Das Hotel, das ich im nächsten Internetcafé buche (weil es dann über gewisse Portale billiger kommt), ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber das Personal sehr freundlich und zuvorkommend. Als ich frage, ob man die Klimaanlage aus- oder wenigstens etwas herunterschalten kann (ich bin da leider sehr empfindlich), das aber nicht möglich ist (veraltete Anlage), verspricht mir der Portier, Abhilfe zu schaffen und als ich spätabends ins Hotel  zurückkomme, sind die Lüftungsschlitze der Anlage sorgfältig und liebevoll verklebt..

Abends gehe ich noch am schon fast leeren Strand schwimmen, aber das Wasser ist viel zu warm und mir auch viel zu seicht und überall ist viel zu viel Sand 😉 (ja, so hat eben jeder seine Vorlieben!). Später gibts dann einen Bummel durch die Altstadt und zur Belohnung für die gelungene Fahrt  noch eine herrliche Pizza und ein verdientes Bier in einem hübschen Gastgarten. Das ältere Pärchen aus Frankreich am Nebentisch, mit dem ich ins Gespräch komme, kann gar nicht glauben, dass ich mit dem Fahrrad von Villach hierhergekommen bin. (Dabei wissen die gar nicht, wie alt es schon ist ;-)!!)

(zur 3.Etappe zurück zum Seitenanfang scrollen)

2 Gedanken zu “2.Etappe Udine – Grado”

  1. Winkler Erika sagte:

    Danke für die wunderschöne Darstellung. Wir möchten heuer die panzana radeln. Start möglicherweise in Udine. Jetzt wissen wir, wie wir dort hin gelangen. Liebe Radler grüße Erika

Hinterlasse einen Kommentar